Island Rundreise Anfang Mai 2018

Reisezeitraum: Mai 2018

30.04., Montag - Anreise und Ankunft

Endlich geht es los! Mit dem ICE fahren wir mehr als gemütlich von Stuttgart nach Frankfurt, und das 1. Klasse (man gönnt sich ja sonst nichts, aber es war auch nicht überteuert).

Am Flughafen angekommen sind wir schnell unser Gepäck losgeworden und durch die Kontrolle gegangen. Anschließend blieb noch etwas Zeit, bevor das Boarding losging. In dieser Zeit lies ich wieder mal meine üblichen Sprüche los (liegt wohl am Unwohlsein bezüglich des anstehenden Fluges), „du und ich, dem Tode geweiht...wir werden abstürzen...wird es arg wackeln...ich checke die Schwimmwesten nicht...“ – armer Dominik, der mich immer nur müde anlächelt und wiederholt, dass alles gut wird und wenn wir abstürzen – dann doch bitte erst beim Rückflug. Ebenso entdeckte ich (dabei saß er die ganze Zeit hinter mir hihi) einen ultra-schicken-süßen Isländer (oh mein Gott).

Von der Fluggesellschaft Icelandair waren wir beide schnell angetan. Nur nicht von der Sprache. Zum ersten Mal haben wir die Isländer reden hören und verstanden gar nichts. Ach ja, mein blonder Isländer saß hinter uns, jedoch am Fenster und auf der anderen Seite. Er verschlief den ganzen Flug und Dominik drückte mir sein Beileid aus, dass er nicht zumindest in der gleichen Reihe mit uns saß. Während des Fluges schaute ich mir also einen Film an, ultralustig, und meine Angst dem Tode geweiht zu sein wurde durch das gute Entertainment unterdrückt.

Jedoch brodelte die Angst immer mal wieder wie ein aktiver Vulkan, wenn ich zu Dominiks Bildschirm schaute. Denn er hatte nichts Besseres zu tun als drei Stunden lang die Flugstrecke laufen zu lassen, die wir abflogen. Und unter unserem Flieger war es erschreckend lange blau. Zum Ende hin schauten wir uns noch gemeinsam kurze Videos über Island an, die Icelandair in das Entertainment-Programm gepackt hatte: Was uns wohl erwarten würde...?

Dem Tode entkommen suchten wir nach Landung und Annahme unserer Koffer Reykjavik Excursions – unseren Transfer zum Hotel. Die Fahrt dauerte eine Weile und am BSI Terminal wurden wir auch in kleine Busse verlegt, bevor die Fahrt dann schließlich zur Unterkunft weiter ging. Die ersten Gedanken, die ich hatte, als wir im Bus fuhren und gerade den Flughafen verlassen hatten, waren: Wo zum Teufel bist du hier gelandet? Was ist das hier? Ich will Sonne und mir ist kalt und ich werde sicher depressiv, weil es so grau ist. Und hier ist ja nichts. Das waren ja super Voraussetzungen für die kommenden 9 Tage! Geil! J - Ironie aus.

Hotel "Island Reise"– CheckIn bei einer sehr netten Frau und erstmal auf dem Bett fallen lassen. Das Zimmer war aber sehr klein. (Anmerkung IslandReisen.info: Bitte weiterlesen - es wird spannend) Ohne Schrank und man konnte echt kaum seine Koffer ablegen und sich darin aufhalten. Da dachten wir beide an Herr Piers Schreiben...isländische Standards im Hotel...und ja, da waren wir bisschen ängstlich. Was für Unterkünfte würden noch kommen, auf den Fotos hatte alles soooooo groß ausgesehen. Auch nachdem wir das Bad gesehen hatten: Mini, mehr als Mini. Und das Waschbecken war eher ein Gäste-Waschbecken bei uns daheim. Wie sollten wir hier unser Gesicht waschen, ohne eine Überflutung in Gang zu setzen? Oder duschen? Naja. Egal erstmal, darum geht es in diesem Urlaub ja auch gar nicht.

Nachdem also der erste Schock überwunden war machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Zuerst suchten wir zu Fuß nach einem Bonus, um uns für den morgigen Tag einzudecken wegen dem Feiertag. Gefunden! Am Hafen... Nach dem ersten Einkauf und Bezahlen einer Summe, die überdimensional klang, brachten wir alle Sachen in das Hotel. Perfekt gelegen ist das Hotel, wirklich. In wenigen Minuten waren wir schon in der Stadt und erkundeten noch eine Weile das bunte Treiben hier. Die Kirkja, die Einkaufsstraßen und in einem amerikanisch angehauchten Restaurant aßen wir das heimliche Nationalgericht Islands: Frische Hamburger mit Pommes. Mmmmh, das war lecker. Müde fiel Dominik ins Bett. Ich jedoch führte eine grundlegende Sache in diesen ganzen Roadtrip ein: Lebe aus einem Koffer und organisiere dir Kleidung für 2 – 3 Tage. Also organisierte ich das erste Mal auf dieser Reise noch eine ganze Weile die Koffer so, dass wir mit dem Kleinen eincheckten und in ihm alles Wichtige für die Aufenthalte in den Unterkünften war. Schuhe würden im Auto stehen und ebenso die Jacken. Und der große Koffer. Das Auto ist ja eh so was wie unser Zuhause dann, dachte ich mir. Dann ging ich auch schlafen.

01.05., Dienstag - Annahme des Mietwagens - The Golden Circle

Ein tolles Frühstück hatten wir. Laut denen ist ja das Frühstück DAS Essen des Tages. In dem Bistro gab es Platz für ganze 8 Personen! Gemütlich. Und wir nahmen uns auch Zeit. Um kurz vor 9 Uhr warteten wir draußen und da kam es pünktlich um die Ecke gefahren: Ein Auto von "Island Reise". Der nette Mann brachte uns zum Headquarter und wir bekamen den Schlüssel und schlossen alles Notwendige ab: Eine teure, aber wichtige Zero Excess Versicherung und noch anderen Papierkram und dann brachte uns der junge Mann zu unserem Auto: Wow. Ich schloss den weißen Duster sofort in mein Herz. Er erklärte uns noch ein paar Sachen und dann konnten wir schon abdüsen. Mit großem Selbstbewusstsein fuhr Dominik die ersten Kilometer zum Hotel Hilda und ich war gottfroh, dass die Mietwagen-Sache auch einen Zweitfahrer im Paket hat. Sonst hätte ich fahren müssen! Nicht auszudenken xD ...ich bin ja nicht so der begnadete Fahrer.

Bevor wir uns also zum Golden Circle aufmachten, hielt uns die Dame vom Empfang noch auf, die erkannt hatte, dass wir kroatisch sprechen. Sie raubte uns eine halbe Stunde, weil sie sich verquatschte. Sie sei auch vom Balkan, sei hierher ausgewandert vor 2 ½ Jahren, hätte schon gegoogelt, über wen wir da reisten und dass dieser Herr Pier sich wohl auf diese Reisen spezialisiert hätte und aus Salzburg sei. Sie sei sehr glücklich hier, ihre Zwillinge sprechen durch die Kita schon super isländisch, sie hätte hier damals super schnell einen Job bekommen. Durch Freunde aus Island sei das damals eine spontane Sache gewesen. Man lebe hier gut, und...und...und. Und dann zeigte sie uns noch natürlich Fotos von der Familie und ihrem letzten Ausflug zum Geysir. Sie hoffe, das Wetter würde mitspielen heute, da wir auch auf dem Weg dahin sind. Sie sprach wie ein Wasserfall, mit der Gewalt und Schnelligkeit eines Dettifoss. Wir kamen aber auch zu Wort. Ich freute mich, weil sie mir auf eine komische Art und Weise Sicherheit gab. Weil ich doch am Tag zuvor doch so geschockt war vom ersten Eindruck.

An diesem Tag schauten wir uns also die Sehenswürdigkeiten an: Das Weltkulturerbe Pingvellir („Where you walk between two continents“). Lange schlenderten wir durch diese wunderbare Natur. Der Geysir Strokkur beeindruckte mit seiner sprudelnden Kraft und dem türkisfarbenen Wasser. Spektakulär! Und überhaupt der ganze Dampf/ Rauch auf der Landschaft, der aus einzelnen Pfützen emporschwebt – sehr impressiv. Und zum Schluss der Wasserfall Gulfoss. Im Kaffi Krus in Selfoss aßen wir sehr, sehr lecker zu Abend. Dann kehrten wir in unsere Unterkunft ein: Cottages "Island Urlaub". Ein Traum! Die Besitzerin kam uns entgegen und begrüßte uns herzlich. Ich lief mit ihr den Weg bis zum Guesthouse und sie fragte interessiert nach, von wo wir denn kämen vom Namen her und was wir denn heute alles unternommen hätten. Dominik parkte das Auto und war baff von der Art, wie toll sie ihre Häuser gestaltet hatte. Und welch tolle Idee sie da umgesetzt hatte: Inmitten von Nirgendwo so etwas Tolles. Sie entschuldigte sich sogar für einen kleinen Kratzer an der Wand, den wir wahrscheinlich nicht mal bemerkt hätten. Und so endete der Tag: Wir saßen dick eingepackt auf der Veranda und tranken Tee und beobachteten diesen einen Vogel, der bestimmt eine ganze Stunde lang in der Erde rumstocherte und sich kaum einen halben Meter vom Platz bewegte. Diese Unterkunft wurde zu Dominiks Lieblingsunterkunft. An diesem Abend kam etwas Neues hinzu nach der Koffer-Erkenntnis: Plane deinen Tag am Abend zuvor mit Herr Piers Unterlagen, einer Karte, deinen noch zusätzlichen Highlights, die du gesammelt hast und schreibe einen Tagesplan und fahre „nicht einfach darauf los und vergesse die Hälfte unterwegs“. Also war der Tisch bedeckt mit dem ganzen Kram und wir erstellten ab sofort täglich den jeweiligen Tagesablauf. Müde fielen wir nach diesem ersten Abenteuer ins Bett.

02.05., Mittwoch - Der Süden

Ach ja, wieder so ein tolles Frühstück. Daran könnte man sich gewöhnen. Und wieder mal recht wenig Tische: 4. Voll gut, dass es nicht immer so überfüllt sein muss. Sie erklärte uns das komplette Buffet und gab viele Tipps für den anstehenden Tag. Noch ein älteres Paar kam zum Essen. Sie hatte soooo ein tolles und frisch gebackenes Brot, njamnjam. Und sogar frischen weichen Zitronenkuchen. Die Eier zum Frühstück seien von ihrem Nachbar. Da fragte ich mich: Von welchem Nachbar? Hier ist gefühlt kilometerweit kein Nachbar zu sehen. Aber egal. Und der Skyr! Hmmm...zwar der gekaufte wie ich ihn im Bonus entdeckt habe, aber trotzdem LECKER. Als ich so da glücklich saß und mal wieder Gedanken des Auswanderns hegte, wusste ich noch nicht, dass dieser Tag ziemlich anstrengend werden würde.

Wir verließen die nette Frau recht früh und unser erster Halt war der Skogafoss Wasserfall. Halb so wild, einmal die Treppen hoch...einige Meter entlang gehen...wieder runter, ganz nah an den Wasserfall hin und total nass werden. Fotos knipsen vor einem Regenbogen. So schön! Dann ging es weiter, nur wenige Kilometer und dann neuer Halt. Hier war ich anfangs auch sehr motiviert und engagiert. Wir parkten und liefen. Es gab auch noch andere verrückte Touristen, die das gleiche Ziel anstrebten: Das Flugzeugwrack von 1973. Schaurig schön, doch laufe du erstmal 3,9 km hin durch eine triste Landschaft, immer dem Wasser entgegen. Aber du siehst es nicht. Es nimmt kein Ende. Nie. Und dann auf einmal siehst du das Wrack. Bist dort vielleicht 5 – 10 Minuten und dann...Ja, dann lauf mal sofort wieder die 3,9 km zurück zum Fahrzeug. Ist ja nicht weit. Und auf diesem Rückweg schwiegen wir uns an. Es nahm mal wieder kein Ende, keine Parkplätze zu sehen. Nichts. Innerlich stauten sich Aggressionen und Müdigkeit an und irgendwann nahm die Passion, der Leidensweg Flugzeugwrack ein Ende und wir erreichten schweigend das Auto. Wir waren tot. Ich war tot vor allen Dingen. Ich brauchte noch einige Zeit, bis ich zu mir gekommen war, während Dominik weiter fuhr zu den Steilklippen Dyrholaey. Erst dann wurde ich wieder ansprechbar. Ich war körperlich echt mal geschwind im Knock-Out.

Wir verbrachten also Momente für die Erinnerung an den Steilklippen, am schwarzen Sandstrand mit den unberechenbaren Wellen, sahen die Reynisdrangar. Auch machten wir einen Halt in Vik, gingen dort am Strand spazieren und schrieben Sachen in den schwarzen Sand. Als wir den Nationalpark Skaftafell ansteuerten und losliefen, merkte ich schon nach einer halben Stunde, dass ich nicht mehr kann. Wir liefen bis zu einem ersten kleinen Wasserfall und bekamen einen kurzen Eindruck, aber dann sagte ich Stopp. Ich konnte nicht mehr laufen und war zu diesem Zeitpunkt mal wieder am Arsch. Wir liefen den kleinen Wanderweg zurück zum Auto. Der letzte Halt war der Gletschersee Jökulsarlon. Da sammelte ich mich erneut und ging mit Dominik entlang des Sees...es war so schön und auch das Wetter war ja so überragend toll an dem ganzen Tag gewesen.

Schließlich kamen wir in der Nähe von Höfn an, im Hotel "Island Reise". Wow, beeindruckendes Hotel. Wir checkten ein und man sagte uns, wir hätten ein Upgrade in ein Deluxe Zimmer aus irgendeinem Grund. Wir grinsten uns einen ab und waren begeistert von diesem Zimmer und dem Hotel. Scheint wohl eine Hotelkette zu sein, dachten wir, da noch ein paar Hotels "Island Reise" unsere Unterkunft sein sollten. Darüber freuten wir uns sehr. Abends aßen wir noch im Restaurant mit herrlichem Ausblick und gingen pappsatt schlafen, nachdem der nächste Tag organisiert war. Die Rechnung vom Essen warf uns aber geschwind aus der Bahn hahaha J

03.05., Donnerstag - Die Ostfjorde

...Oder wie wir es sagen würden: Ostfjorde abgekürzt (da ich eh alles verschlafe, sobald ich mich nach dem Frühstück ins Auto setze) und Abstecher an den See Lagarfljot und Egilsstadir. Ich wache am Morgen auf und ziehe den Vorhang zur Seite: Es ist alles verschneit und es schneit immer noch. Verrückte Natur! Dabei war es gestern noch wunderbar sonnig. Kann man nichts machen...Was für ein tolles Frühstück mal wieder, leckeres Buffet in schöner Gesellschaft (ich sage nur die drei Chinesinnen, eine davon hat furchtbar laut und penetrant geschmatzt. Ich habe richtig Aggressionsstau bekommen!) Und dann ging es los.

Wir halten bei Lonsvik, bei starkem Wind. Beim Öffnen der Autotür hat es mir fast den Arm ausgerenkt. Seitdem hat mich die Erfahrung gelehrt die Türe langsam aufzumachen oder am besten Dominik zu holen, der sie festhält, bevor sie noch weggerissen wird. Wahnsinns-Ausblick. Keine Menschen. Ein Moment zum Festhalten. Dann haben wir uns auf den Weg in das malerische Örtchen Djupivogur und zum See Lagarfljot gemacht. Unterwegs hat sich die Straße in eine Gravel Road verwandelt und es war sehr verschneit und matschig. Dominik ist auf seine Kosten gekommen und hat eine ganze Weile ein unsicher fahrendes Auto nach dem anderen überholt. Hat sich gefreut, wenn uns der Matsch die Scheibe vollgeklettert hat und ich mich jedes Mal erschreckt habe dabei. Hat bisschen auf das Gas gedrückt und am Ende gesagt, dass nur wegen dieser Fahrt der Tag schon toll war. Er kam mir vor wie ein kleiner Junge, der mit dem Bobby Car sich austoben kann. Das Auto sah wie die Voll-Katatrophe aus: Schmutzig, bis zum Türöffner hoch. Das hat mir im Herzen weh getan.

Nach Besichtigung des Sees fuhren wir mit unserem „Prljavko“ (Kosename auf kroatisch, „Schmutzfink“) nach Egilsstadir. Dort kauften wir erstmal im Bonus ein und anschließend gingen wir in ein erst vor zwei Tagen eröffnetes Diner, typisch amerikanisch. Die Mitarbeiter waren super nett, und die Ausstattung kunterbunt und ebenso amerikanisch. Wir aßen zu Abend und nahmen uns Zeit, redeten viel und ich überredete Dominik unseren Prljavko zu waschen. Und dass es eine Schande sei mit so einem schmutzigen Auto durch die Gegend zu fahren. Und schnell wurde uns geholfen: An einer Tankstelle fanden wir einen Schlauch mit dem man, ganz kostenlos, seinen Wagen waschen darf. Unser Schmutzfink erstrahlte in seiner unschuldigen weißen Farbe und sah wie neu aus. Mein Sauberkeit-liebendes Herz war wieder zufrieden.

Und so fuhren wir einen Fjord ab: Die 1 bis nach Reydarfjördur und dann die 955 bis zur Unterkunft, ganz in der Nähe von Faskrudsfjördur. Unterwegs hielten wir und ich schoss Fotos, die Sonne strahlte. Und in einem Örtchen hielten wir an einem Hof, da ich mich nach den schnuckeligen Pferden sehnte. Ich fragte den Isländer, der mich nur schwer verstand. Aber Mimik und Gestik sagt oft mehr als viele Worte und er ließ mich zu seinen Tieren. Die neugierigen Pferde reihten sich an. Einer war sehr interessiert und schleckte mir die Jacke und den Ärmel ab. Und so kamen wir also im Hotel "Island Reise" an. Sehr französisch angehaucht. Das Zimmer war super schön und gemütlich.

Dann kam wohl die erste richtige organisatorische Krise: Der kommende Tag mit seinen vielen reizvollen Angeboten. Endlose Kombinationen, zeitlicher Ablauf und, und, und. Nichts hat gepasst. Oder etwas weglassen? Alles zu viel und zu knapp und zu stressig. Da dachte ich echt: Urlaub machen ist echt nervig! Dann schrieben wir Herr Pier. Vielleicht hat ja er einen Geistesblitz und kann den Tag um 12 Stunden auf 36 Stunden anstatt 24 Stunden verlängern. Wir schrieben ihm ein Organisations-S.O.S und warteten ab und gingen in der Zwischenzeit uns die Ausstellung unterirdisch ansehen, die anschaulich zeigt, wie früher auf der See gelebt wurde. Gruselige Wachsfiguren waren das, sage ich euch. Und dieses Wassergeräusch im Hintergrund. Als ich der Empfangsdame das mit dem Gruselfaktor erzählte sagte sie uns: „Was glaubt ihr wie ich mich fühle, wenn ich abends hier alleine bin und dann unten alles abschließen oder aufschließen muss und diese Wachsfiguren mich anstarren?“ Wir drückten ihr unser tiefstes Beileid darüber aus und lachten viel, kamen in ein nettes Gespräch. Zurück im Zimmer hatte Herr Pier geantwortet und eine klare Ansage gemacht: Sogar ein Abendessen mit Wein hatte er am See aufgedrückt. Wie sollten wir das schaffen? Bei ihm klang das alles, als wären tatsächlich 36 Stunden zur Verfügung. Kurz in halber Stunde gefühlt Dettifoss oder wie oder was? Naja. Dennoch war ICH zumindest total beruhigt. Dominik überlegte immer noch fieberhaft, alles zeitlich unterzubringen. Aber das gelang nicht so wirklich, auch nicht mit dem Optimismus von Herr Pier: Wasserfall, Husavik, Seefahrt, Nature Bath UND Abendessen mit Rotwein. Und fahre das auch alles ab, ist ja ein Katzensprung. Irgendwie wussten wir aber, was wir sehen wollten und was wir weglassen würden und wir sprachen es aus: Nein zu Husavik! Ja zu Dettifoss und Myvatn/ Nature Bath. Also gingen wir schlafen, mit einem Plan in der Hand.

04.05., Freitag - Dettifoss – Myvatn -Dimmuborgir – Grjotagja - Nature Bath

Nach dem Frühstück machten wir uns sofort auf den Weg, nachdem wir noch einige Momente am Steg draußen am Wasser verbrachten. Auf der Fahrt zum Dettifoss hörten wir blöderweise auf die Navigation, die uns zu einer Closed Road führte. Unpassable. Ja. Toll. Da hast du schon längst eine andere Route im Kopf und hast die Karte studiert und ganz brav wie jeden Morgen die road.is Seite angeschaut und trotzdem fährst du nach Navigation und stehst vor einer Straßensperrung. Zur Strafe sind wir den Weg dann zurückgefahren.

Wir hielten uns knapp 2 Stunden an diesem magischen Ort auf, der auch etwas einschüchternd wirkt. Wir sind so klein neben dieser Naturgewalt! Ich versuchte mich am perfekten Schriftzug im schwarzen Sand und wollte so gerne Dankeschön auf isländisch für Herr Pier schreiben, nur wollte das Internet (logischerweise) nicht angehen! Dabei brauchte ich es so dringend! Und natürlich hatte ich meinen Reiseführer mit den paar Übersetzungen im Auto vergessen! Argh! Dann schrieb ich es halt auf Deutsch...ich glaube ich werde nie mehr vergessen, dass es Takk fyrir heißt. Nach diesem Halt stoppten wir und schauten uns Dimmuborgir an mit seinem Lavafeld und den Überresten. Das war echt ein toller Spaziergang und kein Mensch ist uns über den Weg gelaufen, außer am Ende eine Familie. Ruhe, Stille, Entspannung.

Nächstes Ziel: Hotel "Island Reisen". 2017 eröffnet und mega, mega geil. Der Wind pustete richtig stark, je näher wir Myvatn kamen. Und da das Hotel auf einer Höhe stand, riss es mir fast wieder die Autotür aus der Hand. Nach dem CheckIn (und das viel eher als 16 Uhr, ohne Probleme) holten wir unsere Badesachen und gingen zum Nature Bath. Mit einem kurzen Abstecher an der Grjotagja. Der Wind blies wie verrückt, als wir am Nature Bath ankamen. Todesmutig gingen wir dennoch ins Bad, sogar mit 10% Nachlass wegen des doofen Wetters. Diese 3 Sekunden von der Kabine bis in das Wasser waren der Lauf meines Lebens. Ich dachte ich werde mit einer Grippe des Todes im Bett liegen am nächsten Tag. Doch das war mir in der ersten Zeit in diesem warmen Bad egal. Doch schnell wurde es uns unangenehm, der Wind war so stark, dass das Wasser uns in das Gesicht getragen wurde und unsere aufgesetzten Mützen wurden patschnass (wir waren die einzigen mit Mütze im Bad). Nach etwas über einer Stunde gaben wir auf und gingen hinaus. Wir waren sehr verärgert und enttäuscht über das Wetter, es hörte einfach nicht auf zu winden. 75€ für den Arsch! Die Gier nach dem Stinki – Wasser war übermächtig. Aber egal. Wir waren da! Durchgefroren, aber wir waren da!

Im Hotel wärmten wir uns in der Sauna auf. Gar nicht dramatisch, nur bei 92 Grad. Wir hielten es keine 15 Minuten aus. Nach einer langen Dusche mussten wir auch unsere Mützen waschen, die nach fauligen Eiern stanken (in der Hoffnung, dass sie trocknen würden zum nächsten Tag). Wir planten den nächsten Tag und buchten eine Walbeobachtungs-Tour. Nicht in Dalvik, sondern in Hauganes („The oldest whale watching tour operator“). Deren Flyer hatte uns im Foyer des Hotels angelacht.

05.05., Samstag -Myvatn – Hauganes Walbebachtung – Akureyri – Varmahlid

Nach dem CheckOut und mit vollgefutterten Magen gingen wir sofort eine Runde spazieren am See Myvatn (Höfdi). Ach, war das sonnig! Und keine Menschenseele um diese frühe Zeit. Dann hielten wir noch einmal, um uns die Krater anzusehen. Die Infotafel am Eingang fanden wir ganz lustig: Wir sollen die Schafe respektieren und ihnen nicht folgen, sie könnten sich angegriffen fühlen. Die Fahrt nach Hauganes verschlief ich eine Weile. Auf Hauganes freuten wir uns sehr, um halb 2 sollte es losgehen. Die Idee, den Zipfel oben um Olafsfjördur, Siglufjördur usw. abzufahren setzten wir nicht um. Der Morgen am See Myvatn, die lange Walbeobachtung und der Stadtbesuch füllten den Tag gut genug aus.

Wir fuhren an Akureyri vorbei und machten Halt bei Hjalteyri. Dann erreichten wir Hauganes etwas früher und gingen in die Halle, wo uns die nette Margret, der Guide, uns unsere Ticktes übergab und alles erklärte. Mit noch etwas Zeit im Gepäck nahmen wir auf den Felsen am Hafen Platz und aßen Reiswaffeln. Und Salzstangen. Die Zeit nutzte ich auch noch, um am Kofferraum unsere Kleidung wieder neu zu organisieren. That´s life. Und wie es das Schicksal will quasselte uns das Plappermaul Julie an. Eine junge Frau, die mit einer Reisegruppe aus Frankreich unterwegs war in Island. Ich dachte mir noch in der Halle, als sie mit Margret sprach: Na, die hat aber ein Redebedürfnis! Und ihr Reiseführer, Antoine, ebenso. Denn zunächst näherte sich Julie uns beiden an und begann zu reden. Und irgendwann gesellte sich Antoine auch zu uns. Natürlich waren beide neugierig mehr von uns zu erfahren und ich begann brüderlich unsere Salzstangen mit ihnen zu teilen. Zusammen würde dieses Erlebnis sicherlich spannend werden.

Die Walbeobachtung war super. Es dauerte nicht lange und ein Minkwal gesellte sich in unsere Nähe und tauchte immer wieder auf und ab und zeigte uns selbstbewusst sein tolles Aussehen. Es dauerte immer 5-6 Minuten bis er wieder auftauchte und in der Zeit starrten wir gebannt auf das Wasser. Ein paar Möwen fanden unser Boot auch sehr spannend und entfernten sich gar nicht mehr. Vielleicht wollten sie einfach nur auf die Fotos. Auch ein Buckelwal zeigte sich und sorgte für kollektives Staunen. Herrlich! Julie zeigte sich sogar beim Kapitän von ihrer gesprächigen Seite und ging natürlich ganz selbstverständlich immer wieder hinauf zu ihm. Als wir in Richtung Hafen fuhren stoppten wir, um noch zu angeln. Dominik konnte den Geruch von Fisch nicht mal ertragen, dennoch wagte er einen Versuch und nahm sich eine Angel mit einer Fischattrappe. Nach nicht mal 2 Minuten hatte er einen an der Angel. Margret half ihm geschickt und er zappelte wie verrückt. Wollten wir ihn behalten? Natürlich nicht! Hallo? Das arme Tier, das ist barbarisch. Wir warfen ihn nach einem Foto sofort in das Wasser zurück. Kurze Zeit später angelte er noch einen zweiten, den wir wieder frei ließen. Ein paar der Leute, darunter auch Antoine, behielten ihre Beute und der Behälter füllte sich mit einigen toten Fischen, die alle auf eine doofe Attrappe reingefallen waren. Barbarisch! Und die doofen Möwen hatten sich scharenweise um das Geschehen angereiht. Sie kloppten sich um jeden frei gelassenen Fisch, der nicht schnell genug wegschwamm. Als der Kapitän dann auch noch während der Fahrt die toten Fische ausnahm, warf er die Innereien in das Wasser und die verrückten Möwen stürzten sich darauf. Erinnerte mich irgendwie an den Film NEMO und die Möwen dort, die „meins“ rufen. Und so kehrten wir in den Hafen ein. Wir fuhren nach Akureyri. Nachdem wir uns im Bonus eingedeckt hatten mit einem Abendessen ließen wir unser Auto stehen und spazierten durch diese wunderschöne Stadt. Diese Stadt hatte sich neben ein paar anderen in mein Gedächtnis gebrannt, da ich kurz zuvor ein Buch von Kristin Marja Baldursdottir gelesen hatte (Die Eismalerin).

Wir kehrten in unser Cottage von "Island Reisen" ein. Die Autofahrt war SO gruselig! Als wir Akureyri verlassen hatten, hatte sich das Wetter rapide verschlechtert. Es wurde stürmisch mit Schneefall. Die Sicht war schlecht. Total unangenehm. Und in Varmahlid angekommen waren wir einfach nur froh ein Dach über dem Kopf zu haben. Ich habe mich so geärgert, dass ich nicht den Mut hatte, in das Hot Pot zu gehen das in der Mitte der Cottages stand. 45 Grad! Es war einfach zu stürmisch. Stattdessen deckten wir den Tisch und aßen zu Abend. Es war total süß! J In der Nacht fragte ich mich, wann der Wind wohl das Cottage wegfegen würde. Es hörte nicht auf. Und die Fenster waren auch nicht soooo gut isoliert oder auch gar nicht...und so wehte ein leichter Zug auch durch das Zimmer über unsere Köpfe hinweg.

06.05., Sonntag -Varmahlid – Snaefellsness und Hotel "Island Reise"

Frühstück gab es heute im Hotel "Island Reise", wir aßen alleine. Ein Paar war gerade fertig geworden. Es hörte nicht auf zu regnen: Regen, Trocken. Regen, Trocken. Es war so scheiße! Wir gaben die Schlüssel ab und erkundeten uns noch über die Fahrstrecke auf road.is und bei dem Mädchen an der Rezeption. Das Wetter und die Fahrt würden etwas stürmisch werden. Unterwegs hielten wir bei der Torfkirche und in Glaumbaer. Beides hatte geschlossen und so bewunderten wir es nur von außen. Jedoch fielen alle anderen Aktivitäten aufgrund des Wetters in das Wasser. Das fand ich so schade! Aber es machte so einfach keinen Spaß. Relativ früh checkten wir also voller Vorfreude im Hotel "Island Urlaub" ein und wollten einfach nur entspannen. Nach den tollen Erfahrungen in den anderen Hotels würde das sicher kein Problem sein. Das Zimmer war auch hier schon viiiiel früher als 16 Uhr beziehbar.

Wir kommen rein. Schlucken. Ehmmmm...? Das erinnerte uns an das Zimmer im ersten Hotel. Nur trister, grauer. Kein Schrank. Das Bad? Ätzend. Da gab es nur eine düster leuchtende Leuchte über dem Spiegel. Es war so dunkel in diesem Bad. Und umdrehen konnte man sich kaum. Sauber war es auch nicht wirklich und so war dies die erste Unterkunft von allen, in der ich nur in Badelatschen duschte und mich in dem Zimmer bewegte mit Badelatschen, ebenso Dominik. Er war tierisch enttäuscht von dem Hotel und konnte nicht glauben, hier zwei Nächte verbringen zu müssen. Der Tiefpunkt war erreicht an diesem eh schon regnerischen Tag. Schön war anders nach dem, was man online darüber gelesen hatte. Nach einiger Zeit die verstrich, fand ich in Arnarstapi ein Lokal zum Essen. Und so machten wir uns auf und kamen in das leere Restaurant, in dem es laut Trip Advisor Burger zum Futtern gab. Es sah sehr schick aus, aber noch menschenleer. Wir nahmen Platz, bekamen die Karte. Erschrocken stellten wir fest, dass es nur Fischgerichte gab. Was nun? Dominik war entsetzt und fürchtete um seinen Magen bei dem Gedanken an Fisch. Wir entschieden es durchzuziehen und uns zu entschuldigen und zu gehen. Ich ging zur Kellnerin und fragte nach dem Essen und dem Eintrag bei Trip Advisor. Ich begriff, dass es diese Art von Gericht nur mittags gab und abends eben Fisch. Sie warb noch mit einem Lammgericht um uns, aber wir entschieden uns zu gehen. Mir war es so peinlich ein Restaurant wieder zu verlassen, nachdem man Platz genommen hat. Dominik hingegen war froh, denn auf der anderen Straßenseite gab es einen kleinen Imbiss, der voller Menschen war. Wir nahmen darin Platz und der Kellner begrüßte uns freundlich und erklärte uns wie es so läuft. Und so aßen wir wieder lecker Burger mit Pommes. Man, war das lecker. Und draußen regnete es munter weiter. Nach dem Essen genossen wir noch den herrlichen Ausblick auf das offene Meer von den Klippen aus in diesem Örtchen. Wir stellten fest, dass es hier auch ganz nette Guesthouses zum Übernachten gab, als wir zum Auto liefen. Dann gingen wir in das dunkle Zimmer zurück. Es stürmte munter weiter.

07.05., Montag - Westzipfel abfahren – NP Snaefellsness - Stykkisholmur

An diesem Morgen nahmen wir uns viel Zeit. Und Dominik sagte als erstes: „Hörst du das?“ Ich bejahte. Denn wir hörten nichts. Der Wind hatte aufgehört. Zumindest ein Hoffnungsschimmer. Der Bistrobereich und das Frühstück waren sehr ordentlich und schmackhaft. Wir organisierten unseren überschaubaren Tag und machten uns auf den Weg zum Informationszentrum des Nationalparks. Und natürlich begann hier auch der Regen, er war aber etwas gnädiger als die beiden Tage davor. Wir liefen zu den Steilklippen beim Aussichtspunkt Londranger und genossen die Stille und die gewaltigen Wellen. Im Zentrum erklärte uns der freundliche Mann welche kleinen Wanderrouten wir bei dem Wetter in Angriff nehmen könnten. Er erwähnte mit dem Wagen auch Offroad und Gletscher und weiß noch was, aber das klang einfach nur reizvoll, jedoch nicht machbar. Also fuhren wir zum Djupalonssandur und wanderten zur Bucht von Dritvik. Der Strand war atemberaubend. Und der Regen war auch hier ein treuer Begleiter. Am Auto angekommen war ich genervt vom Regen. Dabei war er ja gar nicht anstrengend. Ich war einfach nur scheiße angezogen. Meine Winterjacke war eben eine Winterjacke und keine Regenjacke. Das hatte ich irgendwie bei meiner Kleidung vernachlässigt. Meine Ellenbogen und mein Pulli waren nass und ich hatte Bedenken mit so einer nassen Jacke weiter den Westen entlang auf Erkundungstour zu gehen. Aber diese Wanderung war es mir wert gewesen.

Danach stoppten wir immer mal wieder und Dominik ging allein auf Erkundungstour und ich wartete im Auto. Die Vernunft hatte sich durchgesetzt. Wir passierten Rif, Hellissandur, Olafsvik und kamen in Stykkisholmur an. Dort tranken wir in einem Restaurant in der Nähe des Hafens (Narfeyrarstofa) Cappuccino und es gab Kuchen – lecker, lecker. Dann spazierten wir zum Hafen und zum Leuchtturm mit toller Aussicht. Es regnete nicht mehr so stark und ich hatte die andere Jacke mittlerweile angezogen während die andere Jacke quer über die Rücksitze verteilt trocknete. Wir sahen die Stykkisholmkirkja und kauften ein letztes Mal im Bonus ein und fuhren zur Unterkunft. Dort aßen wir zu Abend, schauten ein paar Filme an und ich packte die Koffer vollends, denn bald schon hieß es Abschied nehmen von Island. Der Tag war doch ganz schön geworden und wir freuten uns jetzt auf Reykjavik am nächsten und letzten Tag. Wir entschieden uns bewusst für diese Stadt, anstatt wie im Reiseführer beschrieben noch Abstecher auf der Strecke zu machen. Es war einfach nicht genug Zeit, da der Flug so früh am Morgen war und es so was wie einen Tag 10 für uns nicht gab.

08.05., Dienstag - Fahrt nach Reykjavik – Rückgabe des Mietwagens – City

Auf Wiedersehen, Hotel "Island Urlaub". Du warst leider auf der Liste die doofste Unterkunft. In meinem Ranking hast du sogar Hotel vom ersten Tag vom Thron gestoßen. In Reykjavik machten wir sofort einen Abstecher zu Enterprise, um den Wagen abzugeben. Da das mit dem Tanken nicht so ganz klappte direkt vor dem Headquarter fuhr uns der coole Typ zu einer uns bekannten Tankstelle N1 und wir füllten dort auf. Dann war es an der Zeit: Goodbye, Ducia „Prljavko“ Duster. Du warst ein treuer Begleiter und die Zeit ist einfach zu schnell vorbei gegangen.

Der coole Typ (wir kennen seinen Namen leider nicht) fuhr uns zum Hotel des ersten Tages und es dauerte eine Weile, bis er sich erinnerte, wo denn die Straße war. Auf die Handy-Navigation zu blicken – nein, dafür war er zu stolz und winkte lächelnd ab. Wir unterhielten uns und kamen an das Ziel. Es war gerade einmal 13 Uhr und wir kehrten in das Hotel ein. Das Zimmer war schon frei und diesmal war es auch nicht die Nummer 6, nein, es war die Nummer 14. Oben im dritten Stock. Hoffnungslos, dass das Zimmer besser werden würde als Nummer 6 öffneten wir die Tür und wurden positiv überrascht: Groß, hell, mit Schrank. Das Bad. Groß, schick, tolle Dusche. Das Bett: Super gemütlich. Und halloooo – wir hatten sogar eine kleine Terrasse. Mit einem Schlag war das Hotel auf Snaefellsnes zur doofsten Unterkunft mutiert und dieses Hotel hatte sich auf die gute Seite manövriert. Das war ein Kopf-an-Kopf-Rennen gewesen und dieses Hotel hatte es für sich entschieden.

Mit dieser Wendung war ich auf einmal wieder im Hoch – ich wollte am liebsten noch 3 Tage länger bleiben und die Stadt bis in den letzten Winkel auskosten. Ach was, ich wollte mal wieder auswandern und alles hinter mir lassen. Dominik schüttelte nur den Kopf. An diesem Tag liefen wir fast 15 km in der Stadt ab.

Wir liefen in die Stadt und erledigten alle Souvenir–Einkäufe für diesen und jenen Freund oder Verwandten. Das Wetter zeigte sich von seiner charmanten und gnädigen Seite und war nur bewölkt. Wir hatten richtig viel Spaß beim Stöbern in den Läden, beim HotDog-Essen, beim Laufen und beim Smalltalk mit einem der Ladenbesitzer, der auch interessiert daran war zu wissen, woher wir kommen. Kroatien! Ein herrliches Land! Fußball! Gar nicht wichtig, wer denn gewinnt von beiden, man merke einfach auch bei Kroatien, dass sie mit Spirit und Leidenschaft spielen und nicht so mechanisch wie die Deutschen beispielsweise. Man freue sich einfach auf das Spiel. Ach, dann redeten wir noch weiter. Super sympathisch. Die Einkäufe brachten wir in das Hotel und dann liefen wir wieder in die Stadt, diesmal direkt zur Kirkja und der Plattform nach oben, um die Aussicht zu bewundern. Danach ging es zu einem weiteren Spaziergang zum Hafen (mit Beginn am Sonnenschiff). Wir schlenderten die Strecke komplett ab, durchliefen kleine Gassen, ich entdeckte und knuddelte ein paar Katzen. Wir stiegen in das Cafe Loki bei der Kirkja ab und aßen zu Abend in der unscheinbaren Vitabar. Die beiden Einkaufsstraßen schlenderten wir auch unzählige Male ab, es war ein so toller letzter Tag. Schade, dass es nun bald vorbei war. Diese Stadt war keine Stadt wie unser Stuttgart: Voll, schmutzig, alle möglichen Menschen, unnormale Ladenöffnungszeiten, aggressive Sprache, Unachtsamkeit und keine Wertschätzung, Kriminalität und Gewalt, volle Straßen und Staus – Reykjavik war das Gegenteil. So um kurz vor 21 Uhr kamen wir im Hotelzimmer an und schliefen die paar Stunden, die uns noch übrig waren, bevor wir um eine grausame Zeit (3 Uhr morgens) vom Wecker geweckt wurden.

Der Transfer verlief unkompliziert und wir merkten wirklich, dass es irgendwie nie richtig dunkel war, auch nicht um 03.30 Uhr. Dann hob Icelandair pünktlich um 07:25 Uhr ab.

Zum Abschluss

Die Reise war uns jeden Cent wert. Dominik und ich sind begeistert und nehmen wunderbare Momente mit, die uns keiner mehr nehmen kann. Ich finde, dass Herr Pier da etwas Tolles erschaffen hat (Anmerkung von IslandReisen.info: DANKE), als er sich darauf spezialisiert hat. Denn ich glaube so ganz ohne Hilfe hätte ich (Dominik schon) mich nicht getraut, eine ganze Rundreise zu machen. Wer soll das alles organisieren und verstehen: Wie, wo, was und wann?

Mit dem Wetter hatten wir echt Glück, bis auf eben diese Tage zum Schluss hin, die waren echt schrecklich wechselhaft. Ansonsten Sonne und Wolken. Und kaum zu glauben: Du kommst überall pünktlich an, weil es nie einen einzigen Stau gibt. Und außer in Akureyri und Reykjavik haben wir auch keine Ampeln gesichtet – wunderbar. Und es funktioniert und kann so einfach sein. Danke an die tollen Menschen übrigens, die hinter road.is sitzen und permanent aufklären, wie die Straßenverhältnisse sind. Die waren ein wunderbarer Helfer.

Die Unterkünfte waren super, eben bis auf das eine Hotel auf Snaefellsnes. Eines schöner als das andere und wieder doch mit ganz eigenem Charme. Die Abwicklung hat immer super geklappt. Hotel "Island Reisen" war aber definitiv das Highlight!

Verpflegung – damit macht Island niemand etwas nach. Sehr teuer. Aber naja, wir waren ja vorbereitet und haben auch immer aufgepasst, aber uns auch was gegönnt. Das Essen war sehr lecker und das Frühstück immer ein Traum. Darauf würde ich gar nicht mehr verzichten. Mir fällt noch ein: Seit dem Geysir mit seinem Souvenir-Shop haben mich diese teuren Armbänder aus Lavasteinen überall verfolgt. Ich wollte vier davon fast kaufen und nahm sie schon vom Ständer, weil sie ja so günstig waren (nach meiner Logik). Dominik hat mich aufgehalten und mich zum Umrechnen angeregt: 4x 53€? Herzinfarkt! Ich war wie im Wahn als ich diesen Schmuck entdeckt habe. Hinterher gab es viel zu Lachen. Und die T-Shirts mit der Aufschrift: „I survived Iceland and all I could afford was this T-Shirt!“ gaben mir noch den Rest! J

Was uns auch ziemlich erstaunt hat war die Tatsache, dass keine Sehenswürdigkeit Kosten verlangt hat. In Deutschland und Kroatien undenkbar. Auf Rhodos haben wir auch zahlen müssen, um Attraktionen zu sehen. Das fanden wir super und es war echt ungewohnt. Ich hoffe es bleibt so, nochmal ein Plus für dieses tolle Land.

Noch etwas Wunderbares, was ich echt wertschätze: Island scheint geehrt und stolz darauf zu sein, dass ihre tierischen Bewohner gerade sie ausgesucht haben, um auf ihr zu wohnen, zu grasen, zu brüten und, und, und. Die tierischen Bewohner und die Natur werden so geschätzt und auf sie wird so aufgepasst, dass man ja nicht in ihren Lebensraum tritt oder auf empfindlicher Vegetation geht. Nein, da ist man ganz streng. Und ich persönlich finde das super. Dementsprechend sind die Tiere auch so friedlich. Ich bin mir sicher, dass sie das fühlen, dass sie Willkommen und gut aufgehoben sind. Das strahlen sie auch aus.

Zur Organisation von Herr Pier im Laufe dieser Tage sind uns ein paar wenige Situationen aufgefallen, die wir ihm gerne rückmelden wollen. Die betreffen unsere Reise jetzt, aber vielleicht kann er ja etwas daraus ziehen für neue Rundreisen.

In der Region rund um Myvatn hätten wir uns gerne mehr Zeit gewünscht, weil es einfach viel zu sehen gibt und man nicht alles schaffen kann. Das fanden wir richtig, richtig schade. Alles reindrücken wäre nicht gegangen, weil man es dann nicht genießen kann, also machten wir Abstriche und strichen Aktivitäten. Aber Myvatn ist unbedingt 2 Tage wert.

Uns persönlich hätte der Trip in den Westen kürzer ausfallen können. Oder lasst es mich so formulieren: Es gibt SO viel zu sehen, aber wenn man beispielsweise in Hellnar/Arnarstapi einkehrt und am nächsten Tag diese tolle Westflanke abfährt und den NP erkundet und wandert und schließlich in Stykkisholmur ankommt, dann wären wir liebend gerne dort über Nacht geblieben (bei der Kirche haben wir auch ein Fosshotel entdeckt J). Anstatt dann wieder runter zu fahren und den unnötigen Weg nach Hellnar wieder zu nehmen, obwohl man am nächsten Tag direkt aus Stykkisholmur in Richtung Reykjavik einschlagen könnte.

Herr Pier, Sie hatten noch so tolle Sachen für uns bereit für diese Fahrt nach Reykjavik aus Hellnar. Aber das konnten wir gar nicht sehen. Oder wenn wir es gesehen hätten, dann hätten wir die langen Stunden in Reykjavik streichen können. Wir mussten uns entscheiden. Vielleicht hätte man sich da besser danach „richten“ können wie die Rückflugzeiten sind, da es für uns Tag 10 wie bei Ihnen beschrieben gar nicht gab.

Wir sind Herr Pier so dankbar für diese Erfahrung und ich bin so froh, dass ich IslandReisen.info bei der Recherche entdeckt habe. Wir finden es so schade, dass wir ihn nicht persönlich kennen gelernt haben. Vielleicht ergibt sich ja eines Tages etwas.

Takk fyrir!

 

Anmerkung von IslandReisen.info: Vielen Dank für den genialen Reisebericht den wir ungeschönt mit allen Interessierten teilen möchten. Diese Reiseberichte helfen mir übrigens die Qualität meiner Reisen weiter zu verbessern. Mir war nämlich trotz Hotel Tests gar nicht bewußt, dass es in den zwei Unterkünften auch "kleine bzw. ältere Zimmer" gibt. Ich werde dies bei meinen nächsten Buchungen berücksichtigen. UND, ich werde meine Augen offen halten und versuchen die Lava Stein Kette zu besorgen :-) Danke nochmals